Tipps fürs Studium

Lern-Apps fürs Medizinstudium

Zwei Medizinstudentinnen sitzen zusammen am Tisch und lernen.
Karin Greeck | 20.7.2023 | Lesedauer: 4 Minuten

Lernen, prüfen, wieder lernen – wer Medizin studiert, muss ein enormes Lernpensum bewältigen und sich gut organisieren. Hier können Apps helfen. Wir zeigen welche.

Morgens Vorlesung: Anatomie. Mittags in der Mensa: Lerngruppe Biochemie. Abends auf dem Sofa: lernen, lernen, lernen. Physiologie. Nächste Woche Prüfung: Terminologie. Noch offen: Statistik. Medizinstudenten und -studentinnen müssen bereits ab dem ersten Semester ein enormes Lernpensum bewältigen, um erfolgreich ihr Studium abzuschließen uns später als Ärztinnen und Ärzte arbeiten zu können. Das erfordert sehr viel Zeit, Struktur und Motivation. Um neben Praktika in Kliniken und Krankenhäusern den Stoff für die vielen Prüfungen, das Physikum und schließlich das Staatsexamen zu schaffen, können Apps hilfreich sein.

Vorteile von Lern-Apps auf einen Blick

  • Medizinbücher sind schwer, unhandlich, nicht immer überall verfügbar und schnell veraltet. Eine gute App bietet hingegen stets aktuelles Wissen und das überall.
  • Viele Lern-Apps machen durch interaktive und intuitive Elemente wie Quizfragen, Übungen und Simulationen das Lernen ansprechender und einprägsamer.
  • Wer gerne Passagen markiert, kommt nicht umhin, Bücher zu kaufen statt zu leihen. Das kann auf Dauer aber sehr teuer werden. Lern-Apps sind daher oft günstiger als klassische Lehrbücher der Medizin.
  • Nicht zuletzt sind Apps meist barrierefrei, personalisierbar und können auch mit anderen gemeinsam genutzt und geteilt werden.
Die App Speed Anatomy zeigt Bilder der menschlichen Anatomie

Ein Screenshot gibt Einblicke in die App Speed Anatomy.

Top-5-Anwendungsbereiche für Lern-Apps im Medizinstudium

Die Auswahl im AppStore oder Google PlayStore ist groß: Hier stehen mehrere tausend medizinische Lern-Apps zur Verfügung. Viele davon basieren auf Büchern und wurden von Fachverlagen konzipiert, andere wurden von MedizinstudentInnen selbst entwickelt, um sich auf Prüfungen und Praktika vorzubereiten. Je nach Anwendungsbereich stehen verschiedene Lern-Apps zur Verfügung – hier eine Auswahl:

1. Geballtes Wissen „to go“

Grundsätzlich lohnt es sich, auf die Apps medizinischer Fachverlage zurückzugreifen, um sich das geballte Fachwissen kostengünstig, ohne Schlepperei und stets aktuell auf das Smartphone oder das Tablet zu holen. Empfehlenswert ist hier die kostenlose App eRef aus dem Thieme-Verlag als digitale Bibliothek mit medizinischen Lehrbüchern und Zeitschriften (Inhalte können als Abo oder via Code aus einem Buch freigeschalten und offline genutzt werden). Neben Thieme bieten auch Sobotta oder Pschyrembel ihre Nachschlagewerke inzwischen ortsunabhängig und aktualisiert in der App an. Bekannt als das ‚Wikipedia für MedizinerInnen‘ wird auch das DocCheck-Flexikon gerne im Studium genutzt. Auch wenn es nicht als App verfügbar ist, hilft der europaweite Fundus an Fachartikeln, Fotos, Modellen und Videos der Community gewiss beim Pauken.

2. Lernen und kreuzen: Prüfungstraining per App

Zu den beliebtesten und meistgenutzten Apps im Medizinstudium (und darüber hinaus) gehört Amboss*, eine Lernplattform, die medizinisches Wissen, Fallbeispiele und Prüfungsvorbereitung in verschiedenen Formaten bietet. Die App wurde ursprünglich von Medizinstudierenden entwickelt und wird auch gerne zur Vorbereitung aufs zweite, sogenannte „Hammer“-Staatsexamen genutzt. Der Download ist kostenlos (iOS & Android), für die Nutzung benötigt man eine Lizenz, die jedoch viele Universitäten zur Verfügung stellen. Hilfreich beim Lernen ist auch die App Speed Anatomy (iOS & Android, In-App-Käufe). Die App weckt den Wettkampfgeist als eine Art Quiz-Spiel, das Anatomie-Wissen mit Geschwindigkeit abfragt.

*Nice to know: Laut Annie, einem Analyse-Tool für den gesamten App-Markt, war Amboss im Jahr 2021 die meist heruntergeladene medizinische App in Deutschland im AppStore und im Google PlayStore. Auf Platz 2 folgte die App Thieme eRef, dann AnatomyLearning auf Platz 3.

3. Besser sehen und verstehen: Lernen in 3D

Nach eigenen Angaben im App Store ist Anatomy Learning die „weltweit am häufigsten heruntergeladene 3D-Anatomie-Anwendung“. Die App zeigt 3D-Modelle des menschlichen Körpers zum Erforschen, Sezieren und Lernen (iOS, Android, Browser, kostenlos mit In-App-Käufen). Ähnlich funktioniert auch Innere Organe 3D, die alle Organe des menschlichen Körpers in 3D darstellt und nach geschlechtsspezifischen Unterschieden ausdifferenziert (kostenlos für iOS & Android). Nicht zuletzt sei hier auch noch auf die POMETHEUS-LernKarten-App aus dem Hause Thieme verwiesen – praktisch für’s Anatomie-Lernen unterwegs mit 460 Lernkarten (kostenlose Testversion für iOS & Android).

Ein Screenshot der App "Arznei aktuell"

Ein Screenshot zeigt, wie die App Arznei aktuell aussieht.

4. Pharma: Medikamente, Dosierung, Wirkung

Ein Thema, das spätestens in der Klinik alle Studierenden der Medizin ereilt, ist die Pharmazie und das Wissen um Medikamente. Hier bietet etwa Arznei aktuell zuverlässige Arzneimittelinformationen. Beliebt bei Ärztinnen und Ärzten sind auch – unter vielen anderen – Arzneimittel pocket plus, Embryotox (für Fragen rund um Arzneimittel oder Erkrankungen speziell in der Schwangerschaft, aktuell nur iOS) oder die Rote Liste als App. Auch wenn es sich dabei nicht um Lern-Apps handelt, ermöglichen diese, schnell und einfach auf Informationen über Medikamente zuzugreifen.

5. Hilfe im Lern- und Organisationsalltag

Da ein Medizinstudium auf vielen Ebenen eine große Herausforderung ist, empfiehlt es sich auch für organisatorische Zwecke technische Unterstützung zu nutzen. Die App StudySmarter wurde 2020 mit dem internationalen Preis „Official Best Educational App Gold Award Winner ausgezeichnet (kostenlos für iOS & Android). Die App eignet sich zum Erstellen und Teilen von Karteikarten und generiert Tests und Quizze. Auch Buffl eignet sich gut für das Erstellen und Teilen digitaler Lern-Karteikarten. Zudem hilft Med Mnemonics mit Merkhilfen und Eselsbrücken beim Lernen von medizinischen Fakten und Konzepten (aktuell leider nur auf Englisch und für iOS).

Fazit zu Lern-Apps fürs Medizinstudium

Natürlich kann keine App die persönliche Lehre, eine gute Lerngruppe mit anderen Studierenden oder den Griff ins Bücherregal gänzlich ersetzen. Aber die kleinen Programme können das intensive Lernspektrum im Medizinstudium sinnvoll ergänzen und manchmal auch das Lernen erleichtern und angenehmer machen. Wichtig dabei ist es, bei der Auswahl der Apps achtsam zu sein.

Titelbild: iStock.com/SDI Productions

Autor

Karin Greeck

Als freie Journalistin findet sie immer die richtigen Worte, um auch komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Spezialgebiete: spannende Interviews und Reportagen.

Inhaltsverzeichnis
Teilen
Mehr zum Thema
Alles zum Medizinstudium
Wie werde ich Ärztin oder Arzt?

Wer sich für den Arztberuf entscheidet, hat später viele Möglichkeiten. Der Weg dahin allerdings ist kein leichter und führt über ein intensives Medizinstudium.

Zum Artikel >
Medizinstudenten und Medizinstudentinnen sitzen während einer Vorlesung an einem Schreibtisch.
Überblick: Facharzt werden
Mit ärztlicher Weiterbildung zum Facharzttitel

Spätestens, wenn die Approbation in der Kitteltasche steckt, stellen sich ÄrztInnen die Frage: Welcher Facharzttitel soll es sein? Und will ich überhaupt einen?

Zum Artikel >
Junger Arzt sitzt im weißen Kittel an einem Schreibtisch mit anderen Ärzten und hört einem Redner zu.
Alle Infos zum „Dr. med.“
Alles Wissenswerte rund um die Promotion als Arzt oder Ärztin

Überdurchschnittlich viele Medizinstudierende promovieren. Pflicht ist der Doktortitel für ÄrztInnen allerdings nicht, weder für die Karriere in der Klinik noch…

Zum Artikel >
Junge Medizinstudentin sitzt am Laptop und lernt.
Arzt ist nicht gleich Arzt
Welche Facharztrichtung passt zu mir?

Chirurgen gelten als schwer verträglich, Radiologen verdienen am meisten: Bei der Wahl der Fachrichtung sollte einiges beachtet werden. Wir verraten was.

Zum Artikel >
Arzt ist nicht gleich Arzt, wie eine Studie zeigt
Top 6
Checkliste für den Berufsstart als Arzt oder Ärztin

Um nach dem Medizinstudium durchstarten zu können, müssen Formalitäten erfüllt und Anträge gestellt werden. Worauf müssen ÄrztInnen achten?

Zum Artikel >
Junge Ärztin im weißen Kittel blickt in die Kamera.
Organspende
Organspende-Register: 80.000 Registrierungen in einer Woche

Seit 18. März gibt es das Online-Organspende-Register in Deutschland. Seither haben sich fast 80.000 Personen registriert.

Zum Artikel >
Zwei Hände halten gemeinsam ein rotes Herz - als Symbol für das Thema Organspende.
Werden Sie jetzt Teil von doctari und finden Sie Ihren Traumjob