Facharzt für Innere Medizin und Angiologie

Gefäßmediziner sind Teamplayer

Der Facharzt für Innere Medizin und Angiologie ist Experte für Blut- und Lymphgefäße. Damit ist sein Fachgebiet wie kaum ein anderes in viele Fachbereiche eingebunden, denn Blutgefäße ziehen sich durch jeden Teil des Körpers. Was Angiologen alles wissen und können müssen, ist hier zusammengefasst. 

Aufgabengebiete und Arbeitsbereiche

Die Innere Medizin beschäftigt sich dem Namen nach mit allem, was die inneren Organe betrifft. Das umfasst die Atmungsorgane (Pneumologie), das Herzkreislaufsystem (Kardiologie), Verdauungsorgane (Gastroenterologie), die Nieren (Nephrologie) und viele weitere Systeme. Die Angiologie (griechisch: Lehre von den Gefäßen) bildet dabei ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Fachärzte für Innere Medizin und Angiologie sind Spezialisten für alle Erkrankungen, die mit dem Gefäßsystem zu tun haben. Man nennt sie auch Angiologen.

Zum Aufgabengebiet der Gefäßmediziner gehört auch, Aussagen zur Verbreitung solcher Erkrankungen in der Bevölkerung zu treffen (Epidemiologie). Die Angiologinnen und Angiologen kennen sich also bestens mit gesunden und kranken Arterien, Venen und Lymphgefäßen aus. Arterien transportieren das sauerstoffreiche Blut vom Herzen weg, die Venen das sauerstoffarme Blut zum Herzen hin. Das unbekanntere Lymphsystem stellt den Reinigungsapparat des menschlichen Körpers dar. 

Sind einzelne Gefäße oder ganze Gefäßsysteme erkrankt oder verletzt, treffen Angiologen sogenannte konservative oder interventionelle Therapieentscheidungen. Konservative Therapie bedeutet, dass Patienten nicht-operativ (z. B. mit Hilfe von Medikamenten) behandelt werden. Die interventionelle Gefäßtherapie umfasst auch Eingriffe am menschlichen Körper, die im Gegensatz zu reinen (minimal-)invasiven Eingriffen bzw. klassischen Operationen auch eine therapeutische Komponente enthält. Es handelt sich somit nicht um eine chirurgische Tätigkeit.

Wo arbeiten Fachärzte für Innere Medizin und Angiologie?

Das klassische Arbeitsumfeld für den Facharzt für Innere Medizin und Angiologie ist der stationäre Bereich in einem Krankenhaus oder einer Klinik. Etwa 68 Prozent aller Ärzte mit dem entsprechenden Facharzttitel sind dort tätig. Grundsätzlich steht fast allen Fachärzten auch eine Selbstständigkeit mit eigener Niederlassung offen. Für nur etwa 12 Prozent aller Angiologinnen und Angiologen kam dieser Karriereschritt 2018 laut Bundesärztekammer in Frage. Weitergehend steht den Ärzten eine Karriere in der medizinischen Forschung und Lehre offen.

Weil es sich bei der Angiologie um ein hochspezialisiertes medizinisches Feld handelt, verfügen einige Einrichtungen über eigene Gefäßzentren. Dort arbeiten die Angiologen Hand in Hand mit Fachärzten für Innere Medizin und Kardiologie sowie Ärzten anderer Fachbereiche eng zusammen, da sich die medizinischen Themen oft überschneiden. 

In Deutschland kommt es unter anderem aufgrund demografischer Entwicklungen und einer Vielzahl an begünstigenden Faktoren wie Rauchen, schlechter Ernährung und Bewegungsmangel zu einer Zunahme an Gefäßerkrankungen. Trotzdem ist das Studienangebot in Bezug auf die Angiologie noch unterrepräsentiert. Angiologinnen und Angiologen werden auch in Zukunft genug Arbeit und somit gute berufliche Perspektiven haben.

Facharzt für Innere Medizin und Angiologie: Aus- und Weiterbildung

Um Facharzt für Innere Medizin und Angiologie zu werden, muss eine sechsjährige fachärztliche Weiterbildung (72 Monate) durchlaufen werden. Diese schließt sich für gewöhnlich einem Medizinstudium mit Approbationsprüfung an. Die Weiterbildung muss an geeigneten und anerkannten Ausbildungsstätten erfolgen.

Allein drei Jahre (36 Monate) der Ausbildung erfolgen schwerpunktmäßig in der Inneren Medizin und Angiologie. Davon sollten zwei Jahre (24 Monate) in der stationären Patientenversorgung abgeleistet werden. Außerdem gehört es dazu, dass zwei Jahre (24 Monate) in mindestens zwei anderen Facharztkompetenzen des Gebietes verbracht werden, dazu jeweils ein halbes Jahr (6 Monate) in Notfallaufnahme bzw. Intensivmedizin. 

 

Was verdienen Fachärzte für Innere Medizin und Angiologie?

Das Gehlt eines Facharztes für Innere Medizin und Angiologie hängt davon ab, wo er arbeitet. In öffentlichen Einrichtungen gelten in der Regel Tarifverträge, hier wird man je nach der beruflichen Position und der Erfahrung in öffentlichen Einrichtungen tariflich eingestuft. Das bedeutet, dass Krankenhäuser und Kliniken in der Regel Verträge haben, die das Brutto-Jahresgehalt einheitlich festlegen. Diese unterscheiden sich je nach Bundesland. Als Einstiegsgehalt bekommen Assistenzärzte zwischen 61.000 und 78.000 Euro im Jahr. Als Chefarzt können die jährlichen Gehälter auch über 100.000 Euro ansteigen. Außertarifliche Vereinbarungen sind jedoch auch möglich.  

Es gibt aber auch privat wirtschaftlich getragene Krankenhäuser und Kliniken. Hier können die Gehälter teils deutlich abweichen und liegen erfahrungsgemäß etwas höher als im öffentlichen Bereich. Tarifverträge für angestellte Ärzte im Bereich der niedergelassenen Vertragsärzte existieren dagegen nicht. Ihr Gehalt ist in der Regel Verhandlungssache. 

Möchte man sich als Arzt niederlassen, sind die Einnahmen vom Fachgebiet abhängig und der Facharzt für Innere Medizin und Angiologie unterliegt dem unternehmerischen Risiko. Der durchschnittliche Reinertrag einer Arztpraxis liegt laut Statistischem Bundesamt bei etwa 258.000 Euro. Diese Zahl ergibt sich aus den Aufwendungen, die den Einnahmen gegenüberstehen. Für selbstständige Ärzte der Inneren Medizin aller Disziplinen gibt es hierzu folgende Daten: 

  • Einnahmen: 583.000 Euro 
  • Aufwendung: 301.000 Euro 
  • Reinertrag: 282.000 Euro 

Dabei ist zu beachten, dass es sich lediglich um Durchschnittswerte handelt. Gerade im Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es zum Teil deutliche Abweichungen.

 

Spezialisierungen und Fortbildungen für Angiologen

Eine ständige berufsbegleitende Erweiterung medizinischer Kenntnisse gehört für den Arzt zur Berufspflicht. Dabei regeln die Heilberufe- und Kammergesetze die rechtliche Grundlage zur Fortbildung. Deswegen müssen auch die Fachärzte in der Angiologie innerhalb von fünf Jahren jeweils 250 Fortbildungspunkte erwerben, um weiter arbeiten zu dürfen. 

Die Gefäßmedizin ist naturgemäß eng mit anderen Fachgebieten verwoben, denn schließlich ziehen sich Gefäße durch den ganzen Körper. Und weil der Titel „Innere Medizin und Angiologie“ auch die Einsatzbereiche von Internisten umfasst, können die Fachärzte auch die ganze Palette an Fortbildungen in diesem Bereich nutzen. Beispielsweise brauchen sie neurologische Kenntnisse, wenn sie sich mit Gefäßerkrankungen im Hirn beschäftigen wollen. Der Facharzt für Innere Medizin und Angiologie ist zwar in sich schon stark spezialisiert, öffnet aber die Tür in alle Bereiche des Körpers. 

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Stand: Mai 2020