Der Facharzt Endokrinologie und Diabetologie

Die Experten für Stoffwechsel und Hormone

Wer sich für den Titel Facharzt Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie interessiert, beschäftigt sich gerne mit den komplexen Stoffwechselvorgängen des menschlichen Körpers und den entsprechenden Erkrankungen. Ein Überblick.

Facharzt Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie: Beschreibung des Fachgebiets

Der Facharzt Endokrinologie und Diabetologie ist ein Internist, der einen zusätzlichen Arbeitsschwerpunkt hat: Das Hormonsystem inklusive der Volkskrankheit Diabetes mellitus

Der Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie gehört mit seinem Namen zu den längsten Facharztbezeichnungen (nachfolgend deswegen als Facharzt Endokrinologie und Diabetologie abgekürzt). Dabei sind die Endokrinologie und Diabetologie als spezifische Schwerpunkte der Inneren Medizin zu betrachten, die für die öffentliche Gesundheit von besonderer Bedeutung sind. Die Innere Medizin stellt ein Kerngebiet der Medizin dar. Es beschäftigt sich mit dem Aufbau, der Funktion und den Erkrankungen sämtlicher Organsysteme des menschlichen Körpers. Endokrinologie und Diabetologie sind somit Teilgebiete der Inneren Medizin.  

Bei der Endokrinologie handelt es sich um die Lehre der Hormone und Funktion der inneren Drüsen. Das umfasst beispielsweise die Schilddrüse, Hirnanhangdrüse oder Bauchspeicheldrüse. Damit hängt die Hormonlehre direkt mit der Diabetologie zusammen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine medizinische Fachrichtung, die sich mit der Behandlung des Diabetes mellitus (griechisch für „honigsüßer Durchfluss“) befasst. 

Im Volksmund wird Diabetes mellitus auch „Zuckerkrankheit“ genannt. Der Schweregrad der Krankheit ist stark von der Funktion der Bauchspeicheldrüse und dem dort produzierten Hormon Insulin abhängig. Dementsprechend ist es sinnvoll, dass ein Arzt für Hormonlehre auch die Diabetes-Behandlung übernimmt. Diabetes mellitus stellt die häufigste Stoffwechselerkrankung in den westlichen Industrienationen dar, 2017 waren weltweit etwa 425 Millionen Menschen daran erkrankt. Deswegen ist die Erkrankung von solcher medizinischer und gesundheitsökonomischer Bedeutung, dass sie im Facharzttitel Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie explizit genannt und im Zuge der Weiterbildung vermittelt wird. 

Wo arbeiten Fachärzte für Endokrinologie und Diabetologie?

Die Fachärztin bzw. der Facharzt Endokrinologie und Diabetologie ist wie seine KollegInnen der Inneren Medizin in erster Linie an Krankenhäusern bzw. Kliniken sowie in Facharztpraxen beschäftigt. Ebenso können sie in Forschung und Lehre an Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen Arbeit finden.  

Die Diabetologie ist ein weites Feld. Daher beschränkt sich dieser Text im Folgenden auf den Facharzt für Endokrinologie und Diabetologie, was allerdings nicht bedeutet, dass nicht wesentlich mehr Ärzte in dem Fachgebiet oder an Schnittstellen arbeiten können. In Deutschland sind 154 dieser Fachärztinnen und Fachärzte berufstätig. Zum Vergleich: Im gesamten Feld Innere Medizin praktizieren 54.982 Mediziner. Die meisten sind angestellt (stationär und ambulant, ca. 78 Prozent). Mehr als die Hälfte der berufstätigen Fachärzte ist weiblich. Neben den Fachärzten besitzen 3.235 Ärzte eine Zusatz-Qualifikation im Bereich Diabetologie. (Bundesärztekammer 2018

Ein Arzt ist klassischerweise in Kuration und Therapie eingebunden. Da die Diabetologie ein weitgefächertes Feld ist, können die Fachärzte und zusatzqualifizierten Diabetologen aber auch im Bereich der primären Prävention tätig sein. Hier ergeben sich spannende Arbeitsbereiche bei Organisationen wie der „Deutschen Diabetes Gesellschaft“, in der privatwirtschaftlichen Ernährungs- und Lebensstilberatung oder Forschung zur Verhinderung von Stoffwechselerkrankungen. Weil insbesondere Typ2-Diabetes (früher: Altersdiabetes) zu den Zivilisationserkrankungen zählt, wird es aufgrund des demografischen Wandels und des Anstiegs an lebensstilbedingter Erkrankungen in der Bevölkerung zu einem zunehmenden Bedarf an ExpertInnen kommen. Der Facharzt Endokrinologie und Diabetologie ist deswegen nicht so stark an das Krankenhaus oder die Praxis gebunden und hat reizvolle Karrierealternativen. 

Facharzt Endokrinologie und Diabetologie: Ausbildung

Seit den 1990er-Jahren gibt es die Schwerpunktbezeichnung „Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie“. Daneben existiert die anerkannte Zusatzqualifikation „Diabetologie im Fach Allgemeinmedizin oder Innere Medizin“. Einzelne Landesärztekammern wie in Schleswig-Holstein bieten Qualifikationen wie „Diabetologische Grundversorgung“ an und in Bayern können sich „diabetologisch besonders qualifizierte Ärzte/Hausärzte“ fortbilden, wenn sie niedergelassen sind. Demnach gibt es viele Möglichkeiten, um im diabetologischen Bereich als Arzt tätig zu werden. Wer allerdings ohnehin einen Facharzt-Titel erwerben möchte und sich zudem für Drüsen, hormonelle Störungen und Schilddrüsenerkrankungen interessiert, der sollte die Weiterbildung anstreben. 

Sie steht allen approbierten MedizinerInnen offen. Der gesamte Titel kann in sechs Jahren erworben werden (72 Monate). In der ersten Phase erfolgt die internistische Basisausbildung. Es schließt sich eine dreijährige Spezialisierung (36 Monate) in der Endokrinologie und Diabetologie an. Eine Alternative zum Titel ist, zunächst den Facharzt für Innere Medizin in einem Zeitraum von fünf Jahren (60 Monate) abzuschließen. Das bietet sich aber nur für Ärzte an, die den Facharzt bereits in der Tasche haben bzw. kurz vor Abschluss stehen und ihre Leidenschaft für Hormone und Diabetes entdeckt haben. Denn es braucht eine dreijährige Spezialisierung im Schwerpunkt, um sich dann Facharzt Endokrinologie und Diabetologie nennen zu dürfen (insgesamt sind in diesem Fall acht Jahre Weiterbildung erforderlich). 

 

Was verdienen Fachärzte für Endokrinologie und Diabetologie?

Sind die Ärztinnen und Ärzte in einem Krankenhaus angestellt, gelten in der Regel verschiedene Haus- oder Tarifverträge, je nachdem, ob es sich um ein kommunales, ein privates oder ein Universitätsklinikum handelt. Das Brutto-Jahresgehalt errechnet sich dann üblicherweise nach der tariflichen Eingruppierung und der Berufserfahrung. Je nach Bundesland kann mit folgenden Gehältern gerechnet werden: 

  •  Assistenzarzt: 54.000-71.000 Euro 
  •  Facharzt: 70.000-92.000 Euro 
  •  Oberarzt: 88.000-106.000 Euro 
  •  Chefarzt: etwa ab 102.000 Euro 

Grundsätzlich sind auch immer außertarifliche Vereinbarungen möglich, insbesondere in höheren Leitungsfunktionen ist das üblich.

Da der Diabetologe sowieso nicht allzu häufig in diesen Einrichtungen anzutreffen ist, stellt sich die Frage, was sie oder er in der Niederlassung oder in der Gesundheitswirtschaft verdient. Hierzu gibt es lediglich Durchschnittswerte, die für den einzelnen Arzt stark variieren können. Fachärzte der Inneren Medizin verfügen laut Statistischem Bundesamt über einen Ertrag von 282.000 Euro im Jahr, wenn sie in der eigenen Praxis niedergelassen sind. Darauf entfallen üblicherweise noch verschiedene Kostenfaktoren wie zum Beispiel Vorsorgeaufwendungen, Praxisbetrieb und Gerätschaften, weswegen diese Angabe nicht mit dem Brutto-Gehalt in Anstellung vergleichbar ist. Diabetologen sind ebenso häufig als unabhängige Vertragsnehmer im Nebengewerbe selbstständig tätig, wenn sie hauptberuflich angestellt oder als Arzt selbstständig sind. Hierzu gibt es keine validen Zahlen, was ein Facharzt Endokrinologie und Diabetologie zusätzlich einnimmt. 

Spezialisierungen und Fortbildungen für Fachärzte Endokrinologie und Diabetologie

Neben verschiedenen Wegen der Facharzt-Weiterbildung können in diesem Fachgebiet weitere Spezialisierungen erfolgen. Denn der Diabetes mellitus ist eine vielschichtige Erkrankung. Während der Typ-2-Diabetes überwiegend erwachsene bzw. ältere Menschen betrifft und stark vom Lebensstil beeinflusst wird, ist der Typ-1-Diabetes meist durch eine angeborene Autoimmunerkrankung hervorgerufen. Somit werden beim Typ-1-Diabetes eher jüngere PatientInnen behandelt, meist Kinder und Jugendliche. Daher kann eine Weiterbildung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin zum Kinderdiabetologen erfolgen. Um die Patienten des „Alterszuckers“ (Typ 2) bedarfsgerecht versorgen zu können, bietet es sich an, eine passende Fortbildung im Bereich Gerontologie (Alters- und Alternswissenschaft) zu belegen. 

Das ist wichtig, weil ältere Menschen andere gesundheitliche Einschränkungen haben als jüngere. Zum Beispiel betrifft die Erkrankung Osteoporose fast ausschließlich ältere, hellhäutige Frauen. In der Endokrinologie, also der Hormonlehre, gibt es ständig neue Erkenntnisse. Somit muss der Facharzt immer up-to-date bleiben und Kongresse oder Fachtagungen besuchen. Der Facharzt Endokrinologie und Diabetologie muss also sehr viel Initiative in die Planung seiner beruflichen Fortbildung einbringen. 

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