Plastischer Chirurg: Viel mehr als nur Schönheitschirurgie

Alles über den Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie

Ein Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, kurz Plastischer Chirurg, behandelt PatientInnen mit funktionellen Einschränkungen oder ästhetischen Veränderungen des Körpers und versucht, diese im Rahmen von operativen Eingriffen wieder herzustellen. Alle Infos im Überblick.

Der Plastische Chirurg: Allgemeine Informationen

Fachärzte für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie führen Eingriffe am menschlichen Körper durch, die der Wiederherstellung eingeschränkter Körperfunktionen und/oder der ästhetischen Formveränderung von Körperteilen dienen. Damit umfasst das Berufsbild viel mehr als nur „schönheitschirurgische” Eingriffe.

Viele PatientInnen von Plastischen Chirurgen stehen nach Unfällen, schweren Verletzungen und schwerwiegenden Erkrankungen unter einem hohen Leidensdruck. Neben Schmerzen und Funktionsverlust von Körpergliedern und Organen leiden sie häufig unter entstellenden Veränderungen, die zu starken psychischen Belastungen führen.

Die Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie ist somit ein Fach, das neben ausgezeichneten anatomischen und physiologischen Kenntnissen ein hohes Kompetenzniveau sowie psychologisches Gespür in der Behandlung und Beratung von gesundheitlich stark beeinträchtigten PatientInnen erfordert. Um den Beruf verantwortungsvoll ausüben zu können, muss ein plastischer Chirurg oder eine plastische Chirurgin feststellen können, ob hinter bestimmten ästhetisch-chirurgischen Veränderungswünschen von PatientInnen eine psychische Erkrankung steckt, die das Selbstbild und die Körperwahrnehmung beeinflusst.

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie: Aufgaben

Als Plastischer, Rekonstruktiver und Ästhetischer Chirurg bzw. Chirurgin verbringt man einen großen Teil der Arbeitszeit im Operationssaal. Neben der eigentlichen chirurgischen und mikrochirurgischen Tätigkeit erfordert der Beruf auch die gewissenhafte Planung von Operationen, die Aufklärung und Beratung von PatientInnen inklusive der Vorstellung möglicher Behandlungsalternativen und eine auf den jeweiligen Patienten individuell abgestimmte Nachsorge.

Operative Eingriffe, die Plastische Chirurgen durchführen, sind zum Beispiel:

  • Behandlung von großflächigen Gewebedefekten mittels Lappenplastik
  • Hauttransplantationen, Versorgung von Verbrennungen, Narbenkorrektur
  • Débridement, Resektion und Defektdeckung bei Infektionen und Tumoren inklusive septischer Traumachirurgie
  • Nervendekompressionen, Transplantationen an Nerven
  • Korrigierende Eingriffe an Ohrmuscheln, Augenlidern, Brust
  • Rekonstruktion von Knorpel- und Knochenstrukturen
  • Mikrochirurgische Verfahren: Gefäßanastomosen, Nervenkoadaptionen
  • Handchirurgische Eingriffe wie Ringbandspaltungen, Sehnennähte, Bandersatzplastik, Fingeramputation und Handverschmälerungen

Typische Krankheitsbilder in der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie

Der Teilbereich der Rekonstruktiven Chirurgie umfasst die Wiederherstellung von ursprünglichen Körperformen und Funktionen nach Unfällen oder Erkrankungen oder die Korrektur von angeborenen Fehlbildungen. Plastische Chirurgen oder Plastische Chirurginnen beraten Patienten und Patientinnen zu den Möglichkeiten und Grenzen aktueller mikrochirurgischer und chirurgischer Techniken und der zu erwartenden Ergebnisse.

Die MedizinerInnen sind vor allem auf die Intervention an Haut und Weichteilen, Knochen- und Knorpelgewebe sowie an Muskeln, Sehnen und Nerven spezialisiert. In vielen Fällen gelingt es ihnen, auch sehr feine Strukturen mit chirurgischen Präzisionsgeräten funktionsverbessernd zu operieren und die Sensibilität der betroffenen Körperteile wieder weitgehend herzustellen.

Beispiele für häufige Eingriffe sind etwa die Brustrekonstruktion mit Eigengewebe nach Brustentfernung bei Tumorerkrankungen oder die Wiederherstellung der Funktion bei Bewegungseinschränkungen nach Verbrennungen an Händen, Fingern, Ellbogen oder im Kniebereich.

Plastische Chirurgen und Chirurginnen führen außerdem geschlechtsangleichende Operationen bei Transsexualität durch und rekonstruieren die Funktion und das Erscheinungsbild der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane nach weiblicher Genitalverstümmelung (FGM).

Was macht ein plastischer Chirurg, eine Chirurgin?

Unter ästhetischer Chirurgie versteht man die Rekonstruktion oder Anpassung von Körperformen, die durch Unfall oder Krankheit in ihrem Erscheinungsbild verändert wurden oder von abweichenden Formen, die von Geburt an bestehen und die PatientInnen psychisch belasten.

In den Fachbereich der Plastischen Chirurgie fallen auch Eingriffe, denen keine medizinische Indikation zugrunde liegt – die sogenannte „Schönheitschirurgie”. Patientinnen und Patienten, die solche Eingriffe wünschen, stehen auch ohne Funktionseinschränkung unter einem gewissen Leidensdruck. Der Plastische Chirurg muss auch hier ausführlich beraten, damit auf Patientenseite keine überzogenen Erwartungen geweckt werden.

Gängige operative Verfahren, die Plastische Chirurgen im Bereich der Ästhetischen Chirurgie einsetzen, sind zum Beispiel:

  • Hautstraffungen an Bauch, Oberschenkeln und Oberarmen
  • Fettabsaugung an „Problemzonen” (Liposuktion)
  • Entfernung von gutartigen Weichteiltumoren wie Lipomen und Fibromen
  • Saugkürettage von Schweißdrüsen bei Hyperhidrose
  • Korrekturen und Straffungen des Augenlides
  • Endoskopisches Stirn- und Schläfenlifting
  • Mittelgesichtsstraffung
  • Nasen- und Ohrenkorrekturen

Weitere Informationen zum Berufsbild des Plastischen Chirurgen gibt es hier. 

Wo arbeiten Plastische Chirurgen?

Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgen und Chirurginnen arbeiten entweder in der eigenen Praxis oder an chirurgischen Spezialabteilungen von kommunalen oder privaten Krankenhäusern oder Unikliniken. Viele Plastische Chirurgen sind auch in anderen medizinischen Facheinrichtungen wie Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) oder Zentren für Ästhetische Medizin tätig.

Niedergelassene Fachärzte arbeiten in einer Einzelpraxis, Gemeinschaftspraxis oder in einer Praxisgemeinschaft. Von der gemeinsamen Nutzung von medizinischen Geräten und Praxisinfrastruktur profitieren vor allem ärztliche Fachbereiche, in denen teure Geräte zur Grundausstattung zählen. Für Plastische Chirurgen bietet sich deshalb – je nach Spezialisierung – vor allem eine Zusammenarbeit mit Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, Gynäkologen, Radiologen oder anderen spezialisierten Chirurgen an.

Schließlich kann man als Plastische Chirurgin, als Plastischer Chirurg auch in der Forschung tätig werden. Neben Unikliniken bieten auch private Forschungseinrichtungen Stellen in interessanten und innovativen Forschungsbereichen, etwa im Bereich der Entwicklung von Gewebeersatz.

Wie wird man Plastischer Chirurg, Plastische Chirurgin?

Voraussetzung für den Beginn der Weiterbildung zum Facharzt/zur Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie ist ein abgeschlossenes Studium der Humanmedizin. Die anschließende Weiterbildungszeit beträgt mindestens sechs Jahre, davon sind 24 Monate Basisweiterbildung im Fach Chirurgie, in der Intensivmedizin und in der Notfallaufnahme sowie 48 Monate in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie zu absolvieren. Fakultativ kann ein weiteres Jahr in anderen chirurgischen Fächern, in der Gynäkologie, der Pathologie oder der Anästhesiologie absolviert werden.

Inhalte der Weiterbildung sind unter anderem:

  • Diagnose, Therapie und Nachsorge chirurgischer Erkrankungen
  • Analgesierung und Sedierung, Behandlung akuter Schmerzen
  • Erkennen und Behandeln chirurgischer Notfälle
  • Erkennen und Behandeln gestörter Körperfunktionen nach Krankheit und Unfall sowie angeborener Funktionsstörungen
  • Rekonstruktionschirurgie bei Fehlbildungen
  • Diagnose und Therapie von Funktionsstörungen der Hand
  • funktions- und strukturrekonstruierende Eingriffe nach akuten Verletzungen, bei offenen Wunden und Infektionen
  • Replantation und Revaskularisation von abgetrennten Körperteilen
  • Transplantation von Ersatzstrukturen
  • radiologische Befundung und interoperative radiologische Befundkontrolle
  • psychogene Symptome und psychosomatische Reaktionen bei Fehlbildungen und erworbenen Defekten
  • Versorgung von Verbrennungen, verbrennungsmedizinische Eingriffe, chirurgische Hautersatzverfahren

Das Fach Rekonstruktive Plastische und Ästhetische Chirurgie bietet zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten, etwa in der Handchirurgie, in der ästhetisch-chirurgischen Medizin oder in der Verbrennungschirurgie.

Ein guter Überblick über Fortbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten des Fachgebiets findet sich auf der Website der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgen (DGPRÄC).

Alle Informationen zur Ausbilung "Facharzt für Plastische Chirurgie" gibt es hier. 

Gehalt Plastischer Chirurg: Wie viel verdienen die FachärztInnen?

Fachärzte und Fachärztinnen für Plastische Chirurgie zählen zu den Top-Verdienern unter den Ärzten. In eigener Praxis kommen sie auf einen durchschnittlichen jährlichen Reingewinn von 213.000 Euro, mit besonderen Spezialisierungen sind auch wesentlich höhere Einkünfte möglich.

Als Angestellte im Krankenhaus erhalten Fachärzte für Plastische Chirurgie ein Gehalt in Höhe von rund 83.000 Euro brutto pro Jahr. Wie bei allen anderen Fachärzten und Fachärztinnen hängt das tatsächlich erzielte Einkommen auch bei Plastischen Chirurgen von der Dauer und zum Teil auch vom Ort der Tätigkeit ab.

Das Einstiegsgehalt für Assistenzärzte und Assistenzärztinnen im Fachbereich Plastische Chirurgie liegt in einem kommunalen Krankenhaus laut Tarifvertrag VKA bei etwa 4.800 Euro brutto monatlich. Das Gehalt des Plastischen Chirurgen steigt dann Jahr für Jahr kontinuierlich an. Nach fünf Jahren im Beruf liegt das Durchschnittsgehalt bereits bei etwa 6.200 Euro. Durch die Übernahme von Schicht- und Wechseldiensten lässt sich das Einkommen entsprechend erhöhen.

Alle Informationen zum Gehalt eines Plastischen Chirurgen gibt es hier. 

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Stand: Juni 2022