Als Physiotherapeut arbeiten

Experten für körperliche Funktionsstörungen und Bewegungseinschränkungen

Die Hauptaufgabe von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten liegt in der Behandlung von Menschen, deren körperliche Bewegungsfunktionen altersbedingt oder wegen einer Erkrankung, Verletzung oder Behinderung eingeschränkt sind. Zudem führen sie vorbeugende Therapiemaßnahmen durch.

Aufgaben und Tätigkeiten

Physiotherapie ist ein Oberbegriff für verschiedene krankengymnastische und physikalische Behandlungsformen. Physiotherapeuten helfen Menschen, ihre Beweglichkeit und andere körperliche Funktionen zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen. Vor allem Personen mit alters-, krankheits- oder unfallbedingten Einschränkungen bieten sie verschiedene Therapieformen und Trainingsmaßnahmen an, die deren Bewegungsverhalten optimieren und ihre Lebensqualität erhöhen. Darüber hinaus beraten sie ihre PatientInnen bezüglich der Wirkungsweise geeigneter Hilfsmittel, leiten sie zur eigenständigen Durchführung der Übungen an und motivieren sie zu mehr Bewegung.

Im Rahmen der aktiven Therapie führen Physiotherapeuten mit ihren PatientInnen vor allem Atem- und Bewegungsübungen durch, um bestimmte Körperfunktionen zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei leisten sie Hilfestellung bei der Bewegungsführung und leiten ihre Schützlinge dazu an, die Übungen und Bewegungen (wieder) selbstständig auszuführen. Bei der passiven Therapie setzen Physiotherapeuten Verfahren wie die Wärme-, Kälte-, Licht-, Elektro- oder Hydrotherapie sowie die klassische Massage und die Bindegewebsmassage ein, um die Muskulatur zu lockern und die Durchblutung anzuregen.

Spürbare Erfolge stellen sich häufig erst nach langem Üben ein, so dass Physiotherapeuten ihre PatientInnen zum Teil über Monate bis Jahre hinweg behandeln. Während dieser Zeit arbeiten sie mit Ärztinnen und Ärzten sowie pflegerischen und therapeutischen Fachkräften zusammen und stimmen ihre Behandlungsmaßnahmen mit ihnen ab.

Wo sind Fachkräfte der Physiotherapie tätig?

Obwohl Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten meist eigenständig arbeiten, richten sie sich nach ärztlichen Verordnungen. Anhand der medizinischen Diagnose planen sie den vorläufigen Therapieablauf, den sie immer wieder entsprechend ihrer eigenen Beobachtungen anpassen. Ihre PatientInnen behandeln sie vorwiegend in Behandlungsräumen und Patientenzimmern. Ihre Tätigkeit kann sie aber auch in Sporthallen, Schwimmbäder, Büroräume und Privatwohnungen führen. Typisch für die Arbeit als Physiotherapeut ist der enge Körperkontakt zu den Menschen. Während der Massagen kommen sie zudem mit ätherischen Lotionen und Ölen in Kontakt, in Bädern mit Chlorwasser.

Bei der Behandlung von Menschen mit Bewegungseinschränkungen gehen Physiotherapeuten mit folgenden Arbeitsmitteln um:

  • Apparaturen und Praxisausstattung wie Bestrahlungsgeräte, Reizstrom- und Vakuumapplikationsgeräte, Infrarotlampen, Behandlungsliegen und Arbeitsgeräte mit Widerständen (z. B. Federzüge)
  • Medizinprodukte und Zubehör wie Gehhilfen, Kältesprays, Cremes, Fangopackungen, Hanteln, Gymnastikbälle, Reinigungs- und Desinfektionsmittel
  • Daten und Unterlagen wie Patientendaten, ärztliche Verordnungen, Befunde, Therapiepläne und Abrechnungsformulare
  • Büroausstattung wie PC mit Internetzugang, Telefon

Wichtig für eine Tätigkeit im Bereich der Physiotherapie sind Kontaktbereitschaft und Einfühlungsvermögen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, gehen Physiotherapeuten bei der Planung und Durchführung ihrer Therapiemaßnahmen verantwortungsbewusst und sorgfältig vor.

Pädagogisches Geschick und Kommunikationsstärke helfen dabei, die PatientInnen zur Mitarbeit in der Therapie oder zur selbstständigen Ausführung von Übungen zu motivieren.

Physiotherapeut: Ausbildung

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind in der Lage, die Gesundheit und die Lebensqualität von Menschen mit unterschiedlichsten körperlichen Beschwerden zu verbessern. Hierbei hilft ihnen das weitreichende Wissen über die Anatomie und die Funktionsabläufe des menschlichen Körpers, das sie sich während ihrer Ausbildung aneignen.

Um den Beruf erlernen zu dürfen, benötigen sie einen mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss) oder einen Hauptschulabschluss plus mindestens zweijähriger abgeschlossener Berufsausbildung. Außerdem ist ein Mindestalter von 17 Jahren vorgeschrieben.

Physiotherapeuten durchlaufen für gewöhnlich eine bundesweit einheitlich geregelte schulische Ausbildung an einer Berufsfachschule für Physiotherapie. Diese dauert drei Jahre und endet mit einer staatlichen Abschlussprüfung. Der theoretische und praktische Unterricht vermittelt unter anderem Kenntnisse zu Aufbau und Funktion des Bewegungsapparates, krankengymnastischen Behandlungstechniken sowie Massagetechniken. Des Weiteren lernen die angehenden Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten die speziellen Grundlagen und Anwendungsgebiete von Elektro-, Strahlen-, Wärme- und Kältetherapien kennen und erfahren, wie Krankheiten entstehen und ablaufen.

Mittlerweile geht der Trend dahin, die Berufsausbildung zur Physiotherapeutin oder zum Physiotherapeuten zu akademisieren. Einige Fachhochschulen bieten bereits den Bachelor of Science in Physiotherapy an, der mit einem Staatsexamen abschließt. Das Ziel ist es, die Physiotherapie zu professionalisieren und aus der Nische der weisungsgebundenen Heilhilfsberufe herauszuholen.

Weiterbildungsangebote und berufliche Perspektiven

Für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Sie können sich beispielsweise auf Bereiche wie Chiropraktik, Osteopathie, Atemtherapieoder Physikalische Therapie spezialisieren, sich zum Fitness- und Wellnesstrainer weiterbilden oder Seminare zum Thema Arbeitspsychologie absolvieren. Mit den zusätzlich erworbenen Kenntnissen können die Krankengymnasten zunehmend verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen. Zudem erarbeiten sie sich eine bessere Position für Gehaltsverhandlungen.

Weitere Berufs- und Karrierechancen ergeben sich durch eine Aufstiegsweiterbildung, beispielsweise zur Fachwirtin oder zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen. Ebenso denkbar ist ein grundständiges oder weiterführendes Studium. Hier kommen vor allem Studienfächer wie Physiotherapie, Therapiewissenschaft oder Biomechanik infrage. Zum Teil sind die akademischen Ausbildungen auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung möglich.

Der demografische Wandel bringt einen Anstieg des Durchschnittsalters mit sich. Dadurch ergeben sich für PhysiotherapeutInnen immer bessere Chancen, einen lukrativen Job zu finden. Zudem besteht die Möglichkeit, sich mit einer eigenen Physiotherapie-Praxis selbstständig zu machen. Hierbei können sich ein eigener Kundenstamm und betriebswirtschaftliche Kenntnisse als hilfreich erweisen.

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Stand: Juli 2021