Facharzt für Urologie

Überblick und allgemeine Informationen zum Arbeiten im Bereich Urologie

Urologinnen und Urologen beschäftigen sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen oder Fehlbildungen, die das männliche Urogenitalsystem und die weiblichen Harnorgane betreffen. Schwerpunkte und Spezialisierungen des Fachgebiets liegen in der Andrologie – der Männergesundheit – und in der urologischen Onkologie. Alle weiteren Informationen zu Ausbildung, Tätigkeit und Verdienst sind hier zusammengefasst.

Facharzt für Urologie: Allgemeine Informationen

Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie sind Spezialisten für alle Erkrankungen, Fehlbildungen und Funktionsstörungen der Harnorgane sowie der männlichen Geschlechtsorgane. Zu ihrem Fachgebiet zählen auch einige endokrinologische Krankheitsbilder, die auf einer Fehlfunktion der Nebennieren beruhen.

Ursprünglich ein Teilgebiet der Chirurgie, etablierte sich die Urologie ab 1890 europaweit als eigenständiges ärztliches Fachgebiet. Eine gesonderte Facharztausbildung für Urologie besteht in Deutschland seit 1924. Heute dauert die Weiterbildung mindestens fünf Jahre und schließt mit einer Facharztprüfung vor der zuständigen Landesärztekammer ab.

Aufgaben und Arbeitsgebiete von Urologen und Urologinnen

Ein Facharzt für Urologie beschäftigt sich mit der Diagnose, der konventionellen und chirurgischen Therapie sowie der Nachsorge von Krankheiten und Fehlbildungen der Harnorgane und der männlichen Geschlechtsorgane. Zu den häufigsten Aufgaben der Urologen zählen die Behandlung von Infektionen der Harnwege und der Blase und von Urolithen (Harnsteinen) der ableitenden Harnwege und der Nieren.

Krankheitsbilder, mit denen Urologinnen und Urologen im beruflichen Alltag immer wieder konfrontiert sind, sind zum Beispiel:

  • Infektionen der Harnwege und/oder der Harnblase
  • Nieren- und Harnleitersteine
  • Tumore der Harnorgane und der männlichen Geschlechtsorgane
  • Kontinenzstörungen
  • sexuelle Funktionsstörungen des Mannes
  • urologische Notfälle wie Hodentorsionen, Makrohämaturien, akute Flankenschmerzen oder Verletzungen des Urogenitaltraktes

Das urologische Teilgebiet Andrologie: Behandlung von Männerleiden

Die Andrologie (Männergesundheit) stellt als bedeutendes Teilgebiet der Urologie ein wichtiges Betätigungsfeld von Urologinnen und Urologen dar. Sie werden deshalb auch in der Alltagssprache oft nicht ganz zutreffend als „Männerarzt” bezeichnet. Im Gegensatz zu Fachärztinnen und Fachärzten für Frauenheilkunde behandeln Urologen aber grundsätzlich Patienten beider Geschlechter. Es besteht jedoch die Möglichkeit, das Teilgebiet Andrologie als Schwerpunkt zu wählen.

Andrologische Krankheitsbilder umfassen unterschiedliche Funktionsstörungen und Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane. Viele dieser Störungen haben hormonelle Ursachen oder entstehen als Folge internistischer Erkrankungen. Auch psychische Faktoren können ein Rolle spielen. Urologinnen und Urologen arbeiten deshalb oft in interdisziplinären Teams, um ihren PatientInnen eine optimale Versorgung zukommen zu lassen. KollegInnen aus der Endokrinologie, Kardiologie, Diabetologie sowie der Psychologie und Psychotherapie sind eingebunden.

Onkologische Urologie: Vorsorge und Therapie

Die Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen der Harn- und der männlichen Geschlechtsorgane nehmen im Fachgebiet Urologie eine wichtige Rolle ein. Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie sind erste Ansprechpartner für die Abklärung von Symptomen, die auf eine solche Erkrankung hinweisen können, wie etwa Flankenschmerzen oder Blut im Urin. Sie klären ihre PatientInnen über diagnostische Schritte und zielführende Behandlungsmöglichkeiten auf. Gegebenenfalls sorgen sie gemeinsam mit ExpertInnen anderer Fachrichtungen für die Planung und Durchführung einer geeigneten Therapie.

Die Früherkennung von Neoplasien der Harnorgane ist in der Urologie von besonderer Bedeutung, da viele Tumore des Urogenitaltraktes in einem frühen Stadium sehr gut behandelbar sind. Das betrifft vor allem das Nierenzellkarzionom, den häufigsten Tumor der Niere, und oberflächliche Blasenkarzinome. Hier sind Urologinnen und Urologen gefordert, möglichst verständliche Aufklärung zu bieten. Ein hohes Einfühlungsvermögen und Verständnis für die psychische Situation Betroffener ist ebenfalls Voraussetzung, um PatientInnen in allen Phasen der Behandlung professionell begleiten zu können.

Diagnostische Methoden in der Urologie

Um eine korrekte Diagnose stellen zu können, setzen Urologinnen und Urologen unterschiedliche Methoden ein. Diagnostische Verfahren, die in der Urologie häufig verwendet werden, sind:

  • Sonographie: Ultraschalluntersuchungen eignen sich vor allem zur Feststellung von Steinbildungen, bei Tumorverdacht oder zur Diagnostik von Fehlbildungen
  • Untersuchung des Urins: laborchemische Diagnostik von 24-Stunden-Harn, Urinsediment, Zytologie oder Urinkultur
  • Zystometrie zur Funktionsüberprüfung der Harnblase
  • Urographie mittels Röntgenkontrastmittel zur Darstellung des Urogenitaltraktes
  • Biopsien der Niere, Harnblase und Prostata mittels Endoskop

Wo arbeiten Urologen und Urologinnen?

Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie arbeiten sowohl im klinischen Bereich als auch in eigener Praxis. Als angestellte Fachärzte in Krankenhäusern sind sie in urologischen Abteilungen und Ambulanzen tätig. Eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit findet sich in spezialisierten Zentren aus dem urologischen Fachbereich, etwa in einem Prostata- oder Kontinenzzentrum. Spezialisierte Zentren sind oft an Universitätskliniken angeschlossen und ermöglichen eine intensive multidisziplinäre Zusammenarbeit, etwa mit Fachärzten für Onkologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie etc. sowie mit Fachkräften für Physiotherapie und Psychologie.

Forschungseinrichtungen an Universitätskliniken bieten für interessierte Urologinnen und Urologen die Möglichkeit, den Schwerpunkt der beruflichen Tätigkeit auf die Grundlagen- oder die klinische Forschung zu legen. Arbeitsort ist dann meistens das Labor oder das Büro. PatientInenkontakt besteht meist nur in geringem Ausmaß, zum Beispiel als Konsiliararzt oder bei der Betreuung klinischer Studien.

Niedergelassene Urologinnen und Urologen können in einer Einzelpraxis oder im Rahmen einer Praxiskooperation tätig werden. Für eine Praxiskooperation gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

  • die Gemeinschaftspraxis, in der alle beschäftigten Ärzte und Therapeuten eine wirtschaftliche Einheit bilden, dieselben PatientInnen betreuen und Praxisräume, Personal und Geräte teilen
  • oder die Praxisgemeinschaft, in der Ressourcen zwar gemeinsam genutzt werden, Ärztinnen und Ärzte aber wirtschaftlich unabhängig bleiben und nur eigene PatientInnen behandeln.

Facharzt für Urologie: Ausbildung, Spezialisierungen

Für die Weiterbildung zum Facharzt für Urologie ist der Abschluss eines Medizinstudiums Voraussetzung. Wer seine Approbation außerhalb der Europäischen Union erlangt hat, muss sie vor Beginn der Weiterbildung bei der zuständigen Landesärztekammer anerkennen lassen. Die Gesamtdauer der Weiterbildung zum Facharzt für Urologie beträgt 60 Monate und muss an einer dazu befugten Weiterbildungsstätte erfolgen. Zum Kompetenzerwerb können bis zu 12 Monate der Weiterbildungszeit in anderen Fachgebieten absolviert werden.

Wer sich innerhalb des Faches spezialisieren, aktuelle Leitlinien abrufen oder sich über das Angebot an Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen informieren möchte, findet ausführliche Informationen auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Urologie.

Verdienstmöglichkeiten für den Facharzt Urologie

Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie, die als Angestellte tätig sind, werden nach jeweils geltendem Tarifvertrag bezahlt. Ihr Gehalt entspricht damit dem aller anderen Fachärzte und steigert sich mit der Dauer der Berufstätigkeit und dem Aufstieg in der klinischen Hierarchie. Einstiegsgehälter für Assistenzärzte liegen je nach Bundesland und Arbeitgeber bei durchschnittlich 5.100 Euro brutto monatlich. Nach fünf Jahren beträgt das Gehalt im Schnitt bereits 6.300 Euro brutto. Wer Nacht-, Schicht- und Wechseldienste leistet, erhält eine entsprechend höhere Vergütung.

Niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie liegen im Vergleich mit Ärzten anderer Fachrichtungen im oberen Einkommensbereich. Sie können von einem durchschnittlichen jährlichen Reinertrag von 227.000 Euro ausgehen. Unterschiede nach Bundesland sind jedoch zu berücksichtigen.

Ausführliches Datenmaterial zur Einkommenssituation von Fachärztinnen und Fachärzten in Deutschland lassen sich auf Statista abrufen.

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