Der Facharzt für Thoraxchirurgie

Spezialist für Operationen am Brustkorb

Wer den Titel „Facharzt für Thoraxchirurgie“ trägt, arbeitet selten allein. Im Team mit Chirurginnen und Chirurgen anderer Disziplinen nehmen die Spezialisten Eingriffe am Brustkorb vor und behandeln zusammen mit Internistinnen und Internisten innere Erkrankungen.

Thoraxchirurgie: Die Geschichte des Fachgebietes

Die Anfänge der Thoraxchirurgie sind eng verknüpft mit der Inneren Medizin. Der Begriff „Thorax“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Brustpanzer. Der medizinische Fachbegriff im Deutschen heißt Brustkorb. Gemeint ist der Bereich des Körpers, der von der Brustwirbelsäule, dem Brustbein und den Rippen umschlossen wird.

Eine Thoraxchirurgin bzw. ein Thoraxchirurg beschäftigt sich insbesondere mit den Organen, die sich innerhalb des Brustkorbs befinden. Dazu gehören die Lunge sowie das gesamte Bronchialsystem, das Brust- und Mittelfell sowie die Thoraxwände. Häufig behandeln die Chirurgen auch Tumorerkrankungen wie Lungenkrebs oder Lungenmetastasen.

Eingriffe am Herzen gehörten früher auch zu den Zuständigkeitsbereichen von Thoraxchirurgen. Seit 1993 läuft dieses Fachgebiet eigenständig unter dem Begriff Herzchirurgie. Das Herz-Kreislauf-System kann nämlich in den großen Körperkreislauf und den kleinen Lungenkreislauf des Blutes unterteilt werden. Die Lunge fällt dabei klar ins Spezialisierungsprofil der Thoraxchirurgen. Beide Disziplinen arbeiten häufig in einer gemeinsamen Abteilung zusammen.

Thoraxchirurgie: Von minimalinvasiv bis Rippenspreizer

Die Thoraxchirurgie selbst ist ein relativ kleines Fachgebiet und auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit anderen Bereichen der Chirurgie angewiesen. Neben der Herzchirurgie gilt dies auch für die Pneumologie (Innere Medizin der Lunge). Diese Fachgebiet und die Thoraxchirurgie haben eine gemeinsame Geschichte in der Behandlung der Tuberkulose, einer bakteriell ausgelösten Lungenkrankheit. Wie die Pneumologie hat sich auch die Thoraxchirurgie seit dem rasant weiterentwickelt.

Das Fachgebiet der Thoraxchirurgie ist auch für Technik-Fans interessant. Bereits seit Jahren nimmt die Anzahl roboterassistierter Operationen in der Thoraxchirurgie (RATS) stetig zu. Minimalinvasive Techniken („Schlüsselloch-Chirurgie“) sind hier besonders verbreitet. Diese Operationsmethodik wird auch „Video-Assisted Thoracic Surgery (VATS)“ genannt.

Für VATS werden lediglich zwei bis drei kleine Schnitte gesetzt. Mittlerweile ist bei einem Tumorbefall sogar die Entfernung eines ganzen Lungenflügels auf diese Weise möglich. Gleichzeitig gehört die Thoraxchirurgie zu einem der ältesten chirurgischen Gebiete, in dem auch Eingriffe unter Einsatz von Knochenscheren und Rippenspreizern stattfinden. 

Wo arbeiten Fachärzte für Thoraxchirurgie?

Die Chirurgie im Allgemeinen ist in erster Linie handwerklich geprägt, weshalb der Operationssaal eines Krankenhauses oder einer Klinik der typische Arbeitsort ist. Von den etwa 634 berufstätigen Thoraxchirurginnen und -chirurgen in Deutschland waren 2021 mehr als 90 Prozent im stationären Bereich aktiv.

Aufgrund der Besonderheit des Fachgebiets, das den Einsatz hochspezialisierter und teurer Geräte notwendig macht, sind eigenständige Niederlassungen oder Anstellungen in Facharztpraxen höchst ungewöhnlich. Lediglich zehn Ärzte arbeiten als niedergelassener Mediziner (Stand: 2021). Aufgrund der Arbeitszeiten gilt die Chirurgie generell als wenig familienfreundlich. Wenn sich nach einer OP Komplikationen einstellen, muss man auch nachts wieder in die Klinik.

Dies könnte ein Grund dafür sein, der die niedrige Frauenquote erklären könnte. Gerade einmal 19 Prozent aller ThoraxchirurgInnen im Jahr 2021 waren weiblich. Neben ihrer Arbeit im OP gehören auch wissenschaftliche und lehrende Aufgaben für viele Mediziner zum Alltag. Forschungsinhalte der Thoraxchirurgie sind unter anderem neuartige Verfahren aus der regenerativen Medizin, dem Gewebeersatz und der Unfallforschung.

Neben den heimischen Operationssälen und Laboren bietet die Chirurgie aber auch sehr gute Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte. Westliche Ärzte sind beispielsweise in China beliebt, wo man prägende Eindrücke für die weitere Karriere gewinnen kann. Bei Ärzte ohne Grenzen e. V. ist es sogar möglich, sich in Kriegsgebieten zu engagieren.

Ausbildung zum Facharzt für Thoraxchirurgie

Wer Fachärztin bzw. Facharzt für Thoraxchirurgie werden möchte, braucht Ausdauer. Das betrifft nicht nur stundenlange Operationen, sondern auch den Bildungs- und Karriereweg. Nach abgeschlossenem Medizinstudium kann man in sechs Jahren (72 Monaten) den Titel Facharzt Thoraxchirurgie erlangen.

Während der Weiterbildung verdient man durchschnittlich zwischen 4.747 und 6.093 Euro im Monat (Stand: 2020, brutto). 

Gehalt: Facharzt für Thoraxchirurgie

Der Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken (TdL) bzw. an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA) regelt Rechte und Pflichten der beschäftigten Fachärzte. Hierzu gehören in ihrer Arbeit in der Patientenversorgung auch Thoraxchirurgen und Thoraxchirurginnen. In den Tarifverträgen sind auch die Gehälter von Thoraxchirurgen, ihre Arbeitszeit und weitere Arbeitsbedingungen festgehalten.

Je nach Berufserfahrung gibt es verschiedene Entgeltgruppen. Zieht man die niedrigste Gehaltsstufe heran, können junge Chirurginnen und Chirurgen zu Beginn ihrer Karriere mit folgenden Jahresgehältern rechnen (brutto):

  • Ärztin/Arzt: min. 58.224 Euro
  • Fachärztin/Facharzt: min. 76.867 Euro
  • Oberärztin/Oberarzt: min. 96.255 Euro
  • Chefärztin/Chefarzt: min. 113.227 Euro

Weitere Informationen zum Gehalt eines Thoraxchirurgen finden Sie hier

Weiterbildung: Welche Möglichkeiten haben Thoraxchirurgen?

Die Thoraxchirurgie arbeitet eng mit zahlreichen anderen Fachgebieten zusammen. Ein stetiger fachlicher Austausch ist unerlässlich, weshalb es zahlreiche Spezialisierungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für Thoraxchirurginnen und Thoraxchirurgen gibt.

Zu den eng verwandten bzw. nahestehenden Fachgebieten gehören:

  • Herzchirurgie
  • Pneumologie
  • Gefäßchirurgie
  • Orthopädie
  • Viszeralchirurgie

Die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) bietet als Dachorganisation Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Hier können sich spezialisierte Chirurgen und Chirurginnen, aber auch Mediziner anderer Fachgebiete weiterbilden. Jeder Facharzt für Thoraxchirurgie hat dort die Möglichkeit, durch eine strukturierte Fortbildung das Fortbildungszertifikat „Spezielle Thoraxchirurgie“ zu erwerben.

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